Vier Kreisel

vor dem Konzerthaus Freiburg

Der Platz vor dem Konzerthaus in Freiburg ist nicht wirklich ein Platz, ist eher Transitraum, in seiner Form und Ausdehnung von Straßen, Brücken, Treppen, Geleisen begrenzt und bestimmt, ein Ort fürs  Kommen und Gehen, nicht fürs Verweilen. Für diesen Platz eine künstlerische Idee zu entwickeln, hieß für mich auf der einen Seite, diesen städtebaulichen Aspekt des Durchgangraums aufzugreifen, auf der anderen Seite mich inhaltlich auf das Konzerthaus zu beziehen, also auf die Musik. Beides lief in meiner Vorstellung auf Motive von Bewegung, Rhythmisierung, Mehrteiligkeit und eine Miteinbeziehung der Zwischenräume hinaus.

Aus diesen Überlegungen entstanden vier auf ihren Spitzen balancierende gusseiserne Kreisel. Sie scheinen auf dem Vorplatz bis unter den Portikus zu tanzen. Drehbewegungen haben Spuren auf den Oberflächen hinterlassen, spiralige, zum Teil auch gegenläufige, breitere und schmalere, tiefere und flachere Rillen. Die nach oben weisenden leicht gewölbten Kegelgrundflächen laufen in ihrer Mitte nach innen in einer spiraligen Bewegung aus. Das dynamisiert die Figuren auch in der Aufsicht, vom oberen Stockwerk des Konzerthauses und von den Brücken aus gesehen.

  • 2000
  • Stahlguss,  vierteilig,  Höhe und Durchmesser  300 – 350 cm
  • Hergestellt in Zusammenarbeit mit Joost van der Velde, Berlin (Modelle) und der Gießerei vonRollVoith, Heidenheim
  • Fotos: Dirk Altenkirch

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Klangspiel für die Kinder von Ilvesheim

In der Staatlichen Schule Ilvesheim leben und lernen blinde und sehbehinderte Kinder. Für sie sollte das Kunstwerk sein, das im Rahmen der baulichen Erweiterungen 1997 auf einer der weitläufigen Freiflächen realisiert werden sollte.
Wir, die an dem dafür ausgerichteten Wettbewerb  beteiligten Künstlerinnen und Künstler, wurden eingeladen, einen oder mehrere Tage mit den Kindern im Internat zu verbringen. In dem Teil der Schule, für den das Kunstwerk zu entwickeln war, leben Kinder, die nicht nur sehbehindert, sondern auch in ihren anderen körperlichen und geistigen Fähigkeiten zum Teil stark eingeschränkt sind. Von meinem zweitägigen Besuch bei ihnen blieb mir, neben ihrer für mich überraschenden  Direktheit und Suche nach Nähe, vor allem in Erinnerung, wie sie begeistert vom Hören erzählten. Vom tollen Lärm des Müllwagens, vom Rattern der Nähmaschine, vom Muhen der Kuh zuhause, von Liedern, Glockenspielen, vom Klang beim Schlagen auf den Tisch, beim Klopfen aufs Treppengeländer, beim Klatschen in die Hände und so fort.

So erdachte und entwickelte ich das Klangspiel für die Kinder von Ilvesheim, eine runde stählerne Kugelbahn, die von den Kindern selbst zum Klingen gebracht werden kann.
Kugeln verschiedener Größen, aus Holz und Metall, können auf unterschiedliche Bahnen gebracht werden, die zum Teil festgelegt, zum Teil durch Zufälle variabel sind. Die Kugeln erzeugen in ihrem Lauf die verschiedensten Geräusche, Töne, Melodien, Klänge und Lärm.

Das begehbare und mit Rollstühlen befahrbare Klangspiel ist konzentrisch aufgebaut. Das Zentrum bildet  ein Zylinder, in dessen Inneren die Kugeln eine Wendeltreppe aus Holzglocken hinunterspringen und dadurch eine einfache  feine Melodie erzeugen.

In der das Plateau umgebenden Brüstung läuft eine weitere Bahn. Hier sausen die Kugeln unter hängenden metallenen Röhren entlang, schlagen in ihrem Lauf gegen hölzerne und stählerne Klöppel, die wiederum die Röhren anschlagen, sie zum Klingen bringen und eine ganze lange Weile noch pendelnd nachschlagen.

Eine dritte Bahn führt, gegenläufig zur Brüstungsbahn, um das Plateau herum. Hier können die Kugeln eine hölzerne Treppe hinunter hüpfen. Sie können auf einen Weg aus waagrecht liegenden Rohren geraten, aus geriffelten und gewellten Blechen, über lose befestigte Gitter oder glatte Flächen. Das scheppert und dröhnt, trommelwirbelt  heftig und laut, oder die stählernen Kugeln sausen schnell leise wummernd entlang der äußeren Bande.
Alle Wege dieser dritten Bahn laufen in einem großen Glockenfeld aus, wo die Kugeln mal hierhin, mal dorthin schlagen, gegen Glocken unterschiedlichster Größen und Stärken, und wo sie so immer wieder neue Tonfolgen entstehen lassen.
Man kann natürlich alle Bahnen gleichzeitig bespielen, man kann auf jeder Bahn Kugel um Kugel dicht hintereinander laufen lassen, um einen ganz mit Klang erfüllten Raum zu schaffen. Man kann aber auch nur eine einzige Kugel auf den Weg schicken und aufmerksam ihren Lauf um einen herum verfolgen.

Hörbeispiel des Klangspiels (ca. 7min)

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  • Gebaut 1997 für die Staatliche Blindenschule in Ilvesheim in Zusammenarbeit mit der Firma Komet in Urbach
  • Stahl, Edelstahl, Holz,  Durchmesser des Klangspiels 600 cm
  • © Andrea Zaumseil
  • Fotos: 1-2 Dirk Altenkirch, 3-6 Andrea Zaumseil

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Kleines Seestück

Das Motiv der Seestücke taucht immer wieder auf in meinen Arbeiten. Es gibt zwei Plastiken aus den frühen 90erJahren zu dem Thema. Es gibt mehrere Zeichnungsserien, in denen sich inhaltlich jeweils etwas verschiebt.

Der wesentliche Unterschied zwischen den früheren sich auf Wasser beziehende Arbeiten und denen ab 2002, die unter dem Titel „Schwimm!“ zusammengefasst sind, ist die Verortung des zeichnenden oder schauenden Subjekts.

Die frühen Seestücke sind Draufsichten. Ähnlich wie bei den Kraterbildern und den Architekturen der späten 90er Jahre,  befindet man sich in einer Lage über der Situation, schwebend, fliegend, fallend.  Ab ungefähr 2001 hat sich der Standpunkt zu den Zeichnungen verändert: ich versuchte, eine Innenperspektive zu finden, man befindet sich innerhalb der räumlichen Strukturen, schaut in Gebälk empor oder aus Löchern oder Schächten heraus, scheint umgeben von Wänden.

Ab ungefähr 2002 wurde auch bei den Seestücken der Standpunkt verlegt. Allerdings trifft hier dieser Begriff nicht wirklich. Oder noch weniger als bei den Draufsichten, bei denen ja auch schon klar war, dass der feste Boden unter den Füssen fehlt.

Man befindet sich innerhalb der Wellen, die sich vor einem auftürmen, die auf einen zurollen oder einen gleich verschlingen. Der Standpunkt ist also kein fester Ort, so wie das Dargestellte nichts Festes ist, sondern Bewegung. Annäherung an die Materialität von Wasser, die Bewegung von Wasser. Es gibt keine wirkliche Anschauung davon, denn alles so Erlebte ist der Flüchtigkeit eines kurzen Augenblicks unterworfen.

  • 1995
  • Stahl geschweisst
  • 45 x 95 x 92 cm
  • Foto: Helmut Ehmann  

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Seestück

Das Motiv der Seestücke taucht immer wieder auf in meinen Arbeiten. Es gibt zwei Plastiken aus den frühen 90erJahren zu dem Thema. Es gibt mehrere Zeichnungsserien, in denen sich inhaltlich jeweils etwas verschiebt.

Der wesentliche Unterschied zwischen den früheren sich auf Wasser beziehende Arbeiten und denen ab 2002, die unter dem Titel „Schwimm!“ zusammengefasst sind, ist die Verortung des zeichnenden oder schauenden Subjekts.

Die frühen Seestücke sind Draufsichten. Ähnlich wie bei den Kraterbildern und den Architekturen der späten 90er Jahre,  befindet man sich in einer Lage über der Situation, schwebend, fliegend, fallend.  Ab ungefähr 2001 hat sich der Standpunkt zu den Zeichnungen verändert: ich versuchte, eine Innenperspektive zu finden, man befindet sich innerhalb der räumlichen Strukturen, schaut in Gebälk empor oder aus Löchern oder Schächten heraus, scheint umgeben von Wänden.

Ab ungefähr 2002 wurde auch bei den Seestücken der Standpunkt verlegt. Allerdings trifft hier dieser Begriff nicht wirklich. Oder noch weniger als bei den Draufsichten, bei denen ja auch schon klar war, dass der feste Boden unter den Füssen fehlt.

Man befindet sich innerhalb der Wellen, die sich vor einem auftürmen, die auf einen zurollen oder einen gleich verschlingen. Der Standpunkt ist also kein fester Ort, so wie das Dargestellte nichts Festes ist, sondern Bewegung. Annäherung an die Materialität von Wasser, die Bewegung von Wasser. Es gibt keine wirkliche Anschauung davon, denn alles so Erlebte ist der Flüchtigkeit eines kurzen Augenblicks unterworfen.

  • 1995
  • Stahl geschweisst
  • 32 x 166 x 160 cm
  • Foto: Helmut Ehmann

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Zauberlehrling

Der Kunstpfad der Universität Ulm führt über weitläufiges, bewaldetes Gelände und verbindet die verschiedenen Standorte der einzelnen Institute und Fakultäten. Auf einem der leicht abschüssigen Waldwege liegt meine Arbeit »Zauberlehrling«, eine große, in sich gestauchte stählerne Walze, die hier zum Stillstand gekommen sein könnte, vielleicht auch wieder weiter rollen könnte, leicht zu entfesselnde und nicht sicher zu kontrollierende Kraft.

  • 1990
  • Kunstpfad der Universität Ulm 
  • Stahlguss   280 cm x   220-260 cm  x  280 cm
  • Hergestellt in Zusammenarbeit mit  der Gießerei Voith, Heidenheim
  • Foto: Andrea Zaumseil

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